Thema: Die Fesselung
1. Grundlagen:
Wenn eine Figur nicht ziehen kann, weil dieses Ziehen wegen eines Materialverlustes Nachteile bringt oder
den König ins Schach stellen würde und damit überhaupt nicht möglich ist. Die Figur ist quasi an den König
oder eine andere Figur gefesselt und kann ohne das diese sich zunächst bewegt nicht ziehen. Im nebenstehenden
Diagramm ist der schwarze Läufer an seinen König gefesselt, er hat keine Chance dem weißen Turm zu entkommen,
denn das würde seinen König ins Schach stellen. Die Fesselung bringt Vorteile für denjenigen, der gegnerische
Figuren „anbinden“ und so unbeweglich machen kann.

2. Abarten der Fesselung
Scheinfesselung
Bei einer Scheinfesselung ist die Figur nur dem Anschein nach gefesselt. Der Gegner kann diese Figur noch
wegziehen. Dies verliert zwar zunächst Material, doch der Gegner hat entweder die Möglichkeit eine gleichwertige
Figur zu schlagen oder erlangt in der Folge sogar Vorteil. Ein Beispiel:

Auf den ersten Blick kann der weiße Turm nicht ziehen und Weiß verliert somit die Qualität. Doch nach 1. Te3
wird plötzlich deutlich, daß wenn Schwarz jetzt mit 1. ... Lxh2 die Dame nimmt, Weiß einfach mit 2. Te8 # gewinnt.
Der Turm konnte sich also doch bewegen und da der Läufer ungedeckt dort steht, bleibt Schwarz nichts anderes übrig
als mit 1. ... Lf8 die Figur in Sicherheit zu bringen.
Kreuzfesselung
Eine Kreuzfesselung setzt sich aus zwei unterschiedlichen Fesselungen zusammen, die durch eine Figur in der Mitte
miteinander verflochten sind. Zum Beispiel:

In diesem Beispiel ist der schwarze Turm die doppelt gefesselte Figur, beseitigt er die Fesselung an seinen König
in dem er den weißen Turm schlägt, so verliert er die Dame. Andererseits kann er die Dame nicht schlagen, weil das
den eigenen König ins Schach stellen würde.
3. weitere Fesselungen
Die Fesselung ist ein weit verbreitetes, taktisches Motiv, das in allen Partiephasen auftauchen kann. Eine der
bekanntesten Scheinfesselungen in der Eröffnung ist das Sekadettenmatt oder auch als „Matt des Legal“ bezeichnet.
Es entsteht z.B. nach den Zügen 1. e4 e5 2. Lc4 d6 3. Sf3 Sc6 4. Sc3 Lg4. Die entstandene Stellung ist im
folgenden Diagramm abgebildet. Nun scheint der weiße Springer an die Dame gefesselt zu sein, denn sein wegziehen
würde ja den Verlust der Dame nach sich ziehen.

Doch dieser Damenverlust ist einkalkuliert, da nach 5. Sxe5 Lxd1 ein Matt in zwei Zügen folgt: 6. Lxf7+ Ke7 7. Sd5#.