Thema: Der Doppelangriff
1. Grundlagen:
Unter einem Doppelangriff versteht man den gleichzeitigen Angriff einer Figur auf zwei
ungedeckte gegnerische oder höherwertige Figuren. Oder der Angriff auf eine Figur, verbunden
mit dem gleichzeitigen Aufstellen einer Drohung (z.B. eine Matt-Drohung).

In Abbildung 1 zieht die weiße Dame von d1 nach d5 und greift gleichzeitig König und Turm
an. Der König muß zur Seite ziehen und Weiß gewinnt den Turm.

Abbildung 2 ist ein Beispiel für den Angriff auf eine Figur und eine gleichzeitige Mattdrohung.
Die weiße Dame zieht in diesem Fall auf d4 und droht auf g7 Matt zu setzen. Schwarz kann
dieser Drohung zwar mit f6 begegnen, verliert dann allerdings seinen Turm auf a7.
Der Vorteil des Doppelangriffs liegt auf der Hand: es ist nur in den seltensten Fällen
möglich beide Figuren zu decken oder eine Drohung abzuwehren und gleichzeitig die
angegriffene Figur in Sicherheit zu bringen. Bei einem einfachen Angriff ist die Abwehr
wesentlich einfacher. Dies bedeutet, daß man in der Regel mit einem Doppelangriff Material
gewinnt.

Ein Doppelangriff ist aber nicht in Verbindung mit gegnerischen Figuren
möglich. Wenn eine Figur z.B. gleich zwei Felder angreift, auf denen sie
Matt bieten kann, dann hat der Gegner normal keine Möglichkeit mehr
beide Felder zu schützen. In Abbildung 3 zieht die Dame auf f6 und droht
auf g7 und h8 Matt. Schwarz kann nur das Matt auf g7 mit Turm g4
verhindern wird dann aber auf h8 mattgesetzt.
2. Gabeln:
Die bekanntesten Spielarten des Doppelangriffs sind die sogenannten Gabeln, z.B. Bauerngabel,
Springergabel ect.. Eine Gabel ist der gleichzeitige Angriff eines Steins in zwei oder mehr
Richtungen, die beiden ersten Beispiele waren eigentlich auch Gabeln.

Bei der Bauerngabel beispielsweise greift ein Bauer zwei schräg vor ihm stehende Figuren
gleichzeitig an. Da ein Bauer eine Einheit von geringem Materialwert ist, bringt dieser
Angriff für den Gegner große Gefahr. Er ist aber wegen des kleinen Gebiets (vier beteiligte
Felder: Ausgangsfeld des Bauern, das Zielfeld und die beiden angegriffenen Felder) auf dem
er stattfindet auch leicht zu erkennen. Wie in Abbildung 4, dort greift Weiß mit g4 den
schwarzen Springer und den schwarzen Läufer an.

Wesentlich schwerer zu Erkennen ist die Springergabel (Abbildung 5). Zum einen ist das
Gebiet, das abgedeckt wird wesentlich größer. Allerdings ist sind die Springerzüge
wesentlich schwerer zu überblicken. Seine L-förmigen Züge und die Tatsache, daß er andere
Figuren überspringen kann, tragen dazu bei, daß eine Springergabel wesentlich häufiger
übersehen wird. Hier gewinnt Weiß nach Springer c7 mit Schachgebot den Turm auf a8.
3. Spieß:
Eine weitere bekannte Form des Doppelangriffs ist der sogenannte
"Spieß". Beim Spieß greift eine langschrittige Figur (Dame, Turm oder
Läufer) zwei hintereinander stehende Figuren an. Zieht die erste Figur
weg, so kann der Angreifer immer noch die zweite Figur schlagen. In
Abbildung 6 ist nach Tc1 einer der Springer verloren.
4. Doppelangriff mit zwei Figuren:
Als Doppelangriff kann man auch den gleichzeitigen Angriff zweier
Figuren auf eine gegnerische Figur bezeichnen. Wichtiges Beispiel hierfür
ist das Doppel-Schach, ein Doppelangriff auf den König. Das zweifache
Schachgebot erschwert die Verteidigung des Königs, denn in einem
solchen Fall muß der König wegziehen. Abbildung 7 zeigt ein solches
Doppelschach, nach Lb5 bieten sowohl die Dame als auch der Läufer
Schach. Der König hat nur ein einziges Fluchtfeld und kann nur nach d8
ausweichen.